Amateurfunk verbindet die Welt

1 Vorüberlegungen

Erstellt: DL6GL, 07.08.2013, letzte Änderung


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Wer Großgrundbesitzer mit 1.000 qm aufwärts ist, kann sich im Antennenhimmel frei bedienen. Normalsterbliche mit ein paar 100 qm Grund müssen mit Kompromissen leben. Mieter erst recht.

Mit der Frage nach einer "möglichst guten" Antenne für die Kurzwellenbänder auf einem 450 qm großen Grundstück, davon rund 90 qm vom Haus belegt, habe ich mich oft und lange im Internet herumgetrieben und den Rothammel [1] gewälzt.
Was wäre denn eine "gute" Antenne?

  1. Für alle Kurzwellenbänder nutzbar
  2. mit einem SWR = 1 am 50 Ω-TX
  3. mit einer hohen Strahlungsleistung, je nach Anspruch auch für DX geeignet.

Ein Dummyload beherrscht die ersten beiden Bedingungen perfekt, nur mit der Abstrahlung hapert es, wird nur warm. Ein λ/2-Dipol bekommt die beiden letzten Bedingungen gut hin, allerdings nur für ein schmales Band um die Resonanzfrequenz. Wie man es auch betrachtet, eine Antenne wird immer irgendwie ein Balanceakt zwischen Wunsch und Wirklichkeit sein.

Die erste RX-Behelfsantenne, 11m "Lang"-Draht unter dem Dachfirst mit 9:1 UnUn und Heizungsrohren als Gegengewicht war Murks. Der zweite Versuch mit den Windrispenbändern auf den Dachsparren, angepasst mit dem an anderer Stelle beschriebenen symmetrischen Antennenkoppler, war als symmetrisches Antennengebilde schon besser. Wann aber ist damit zu rechnen, dass der TX die Dachsparren ankokelt? Diese Antenne ist auch alles andere als ruhig, da sie, obwohl auf dem Dach, offenbar noch vom häuslichen Störnebel umwabert wird.

Bei unsymmetrischen Antennen vom Typ "Langdraht" ist die Niederführung zur Erde immer strahlender Bestandteil der gesamten Anordnung. Die gehört auf keinen Fall ins Innere des Hauses. Auch 22 mm dicke Kupfer-Heizungsrohre mit Anschluss an den Potenzialausgleich machen die Sache für Hochfrequenz nicht besser.

Also, Schlusspunkt unter die Versuche mit einer "Stealth"-Antenne und raus ins Freie damit. Und symmetrisch muss sie sein, ein Dipol. Ein Dipol ist zunächst einmal eine wie auch immer geartete Anordnung von zwei Strahlerhälften, im Kurzwellenbereich zwei Drähten, die zumeist in einer Linie aufgespannt sind (flat line dipole), mehr oder weniger waagerecht, schräg von oben nach unten als Sloper oder auch geknickt als Inverted-Vee, also in Form eines umgedrehten V.

Bei meinem Grundstück schied die gestreckte Variante schon mal aus, es sei denn, sie wäre mit insgesamt knapp 20 m recht kurz geworden. Eine Aufhängung in akzeptabler Höhe über Grund wäre auch problematisch gewesen. Also das ganze Projekt wieder knicken? Nein, die Antenne knicken. Mit der V-Variante, Mittenaufhängung auf dem Hausdach in 10 m Höhe und Abspannung zu je einem 6m-Fahnenmast an den Grundstücksgrenzen bot da schon mehr Gestaltungsmöglichkeiten.

Das Bauamt wurde vorsorglich befragt. In Bayern sind Antennenanlagen bis zu einer Höhe von 10m genehmigungsfrei. Ein Problem weniger.

Das Internet quillt über von Abhandlungen zum Thema Dipolantennen jedweder Bauform. Google bietet mit rund 2,5 Mio Treffern Stoff für lange Abende. Auch im Rothammel hat man auf über 50 Seiten die freie Auswahl. Es kursieren viele Mythen und Legenden, die bisweilen plausibel klingen, sich manchmal widersprechen oder auch offensichtlich schlicht der Phantasie entspringen. Es ist zu vermuten, dass diese aus den Anfangszeiten des Amateurfunks stammen, Resultat von Versuch und Irrtum und daraus gezogenen Schlussfolgerungen. Inzwischen gibt es ausgefuchste freie Programme [7], [8], mit denen die Wirkungsweise der geplanten Antenne simuliert werden kann.

Was denn nun? Wie denn nun? Der Antennenwald war dicht, der passende Baum kaum auszumachen. Nachfolgend versuche ich darzulegen, wie sich aus der verwirrenden Vielzahl der Informationen und Mythen eine Lösung herausgeschält hat, eine Antenne passend zu den örtlichen Gegebenheiten zu konzipieren. Mit diesem Ansatz als Hauptmotivator werden viele Aspekte nicht betrachtet. Hauptsache QRV.

Die Informationen, die ich hier wiedergebe, sind – außer der Beschreibung meiner tatsächlich gebauten Antenne – nicht auf meinem Mist gewachsen. Sie stammen aus verschiedenen Quellen, wovon die aus meiner Sicht wichtigsten unten angegeben sind. Ich habe nur versucht, diese zu ordnen und zu verstehen, dabei Dichtung und Wahrheit auseinander zu dividieren, und sie in meinen Worten verständlich zu machen. Ihre Zusammenstellung kann vielleicht anderen OMs, die wie ich als Erstbesucher im Antennenwald zunächst reichlich verwirrt sich dem Problem zu nähern versuchen, einige Entscheidungsmerkmale an die Hand geben.



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