1 Schaltung
Erstellt: DL6GL, 16.02.2015, letzte Änderung 22.06.2021
« Labornetzgerät 28V/4A | TOP | » 2 Realisierung |
1.1 Leistungsteil
Abb. 1.1: Leistungsteil mit Trafo und Längsregler.
Die Auswahl des Netztrafos orientiert sich an der gewünschten Ausgangsleistung. Hier kommt der vorhandene 120W-Trafo (M102/35) mit 20 Anzapfungen zum Einsatz. Von 0 bis 14V kann er ca. 7A abliefern, von 15 bis 28V ca. 4A. Er besitzt zwei zusätzliche 9V/0,5A-Wicklungen für die +/-5V-Versorgung (s.u. Abschnitt 1.4).
Mit handelsüblichen Trafos wären zwei Optionen denkbar:
- Eine Einfachwicklung für die gewünschte Maximalspannung. Nachteil ist die im Längsregler abzuführende Verlustleistung bei Entnahme geringerer Spannungen bei nennenswertem Strom.
- Eine Doppelwicklung, z.B. 2x15V, die bei hohen Ausgangsspannungen mit einem Relais in Serie geschaltet werden. Damit ist eine zweistufige Anpassung der Verlustleistung im Längsregler möglich. Ein Vorschlag wird in Abschnitt 1.5 gezeigt.
Für die galvanisch getrennte Versorgung des +/-5V-Netzteils ist dann wohl ein zweiter Trafo vorzusehen. Falls die hier verwendeten stromhungrigen 7-Segment LED-Displays eingesetzt werden, sollte er vom Typ 2x9V/0,5A sein.
Der Brückengleichrichter, hier ein 400V/8A-Typ, ist auf den maximal zu entnehmenden Strom auszulegen. Er wird zusammen mit den Längsreglertransistoren auf dem Kühlkörper montiert.
Der Lade-Elko sollte Pi mal Daumen mit 2.000µF je entnommenem Ampere ausgelegt werden, hier grenzwertig wegen Platzmangels mit 4 x 2.200µF. R1 sorgt für eine Entladung nach dem Ausschalten.
Den Längsregler bilden vier parallel geschaltete Darlington-Transistoren TIP142. Zum Ausgleich unterschiedlicher Kennwerte sind die Emitter mit jeweils drei 1Ω/1W-Widerständen versehen. Diese liefern gleichzeitig den zur Strommessung erforderlichen Spannungsabfall zwischen den Abschlusspunkten 2 und 4.
Eine weitere Symmetrierung der Transistoren bewirken die Widerstände R2 bis R5 an den Basen. Über den Anschlusspunkt 3 werden die Transistorbasen mit einem Steuerstrom zur Regelung von Ausgangsstrom bzw. -spannung versorgt. Den liefert der Regler (Control board) über den Anschlusspunkt 6.
1.2 Regler (Control board)
Der Regler hat vier Funktionen zu bieten:
- Stromregelung,
- Spannungsregelung,
- Übertemperatursicherung und
- Einschaltverzögerung.
Die drei erstgenannten Regelungen arbeiten mit je einem OpAmp. Die OpAmps werden mit +/-5Vref schwimmend auf dem positiven Ausgang versorgt, der mit der Mittenspannung Vref GND = Control Board GND verbunden ist. Damit ist eine Regelung auf 0 Volt Ausgangsspannung gegeben. Eine Masseverbindung zum Metallgehäuse und damit zum Schutzleiter besteht an keiner Stelle der Schaltung.
Abb. 1.2a: Control board, Anschlussschema.
Die +/- 5V-Spannungsversorgung ist über einen eigenen Transformator galvanisch vom Leistungsteil getrennt.
Der Anschluss 5 (Current sense) misst den Spannungsabfall über den Längswiderständen (Abb. 1.1, R10...R21) im Leistungsteil. Der Anschluss 25 (Voltage sense) misst die Spannung zwischen den Ausgangsbuchsen. Die Anschlüsse 24 und 25 des Reglers gehen direkt an die Ausgangsbuchsen, um die Spannungsabfälle an den internen Leitungen mit zu erfassen.
Abb. 1.2b: Regler (Control board).
Unscheinbares, aber wesentliches Teil ist die Stromquellenschaltung mit T7, ganz unten in Abb. 1.2. Sie versorgt den Längsregler mit einem Steuerstrom. Die Basis von T7 ist über R44/R45 mit 2,5V vorgespannt. Am Emitter liegt demnach eine um ca. 0,7V niedrigere Spannung, die durch R46 einen Strom von 1,8/220 = 8mA fließen lässt. Wären sämtliche nachfolgend beschriebenen Einheiten außer Funktion, würde dieser den Längsregler voll aufsteuern. Die Regelungsfunktion wird dadurch bewirkt, dass dem Steuerstrom ein mehr oder weniger großer Teil entzogen wird, womit der Längsregler mehr oder weniger zusteuert. Dies besorgen wahlweise die folgenden Regelschaltungen für Strom oder Spannung sowie die Übertemperatursicherung und die Einschaltverzögerung, letztere jeweils mit go-nogo-Funktion.
Die Transistoren BC849 (NPN) und BC859 (PNP) können durch beliebige Universaltransistoren ersetzt werden. Auch die OpAmps sind unkritisch. Wird die Transformatorenumschaltung nach Abschnitt 1.5 verwendet, wäre etwa ein Vierfach-OpAmp LM324 oder TL084 eine geeignete Wahl.
(1) Stromregelung IC1a
Am nicht invertierenden Eingang von IC1a liegt eine mit dem Poti P1 einstellbare Spannung, die einem maximal vorgegebenen Ausgangsstrom entspricht. Am invertierenden Eingang liegt der der aktuellen Stromabgabe entsprechende Spannungsabfall über den Emitterwiderständen des Längsreglers von Anschlusspunkt 5. Das sind etwas mehr als 100mV pro Ampere Stromabgabe. Überschreitet dieser den voreingestellten Wert am nicht invertierenden Eingang, wird die Ausgangsspannung von IC1a negativ, so dass die nun leitende LED1 einen Teil des Steuerstroms ableitet. Der Längsregler regelt somit herunter, bis an beiden Eingängen von IC1a Gleichheit hergestellt ist.
Ist der Ausgangsstrom niedriger, damit die Spannung am nicht invertierenden Eingang größer als am invertierenden, sperrt LED1 infolge einer positiven Ausgangsspannung von IC1a. Eine Stromregelung findet nicht statt. Die Spannungsregelung übernimmt.
Alle drei LED sind 20mA-Standardtypen, hier mit 3mm Durchmesser.
Mit dem Trimmer P2 kann der maximal mit P1 einstellbare Ausgangsstrom (Kurzschlusstrom) justiert werden. Mit R25=270R ist der Einstellungsbereich ca. 2,9 bis 7,7A. Für geringere Ströme ist R25 entsprechend zu reduzieren.
Der o.g. Spannungsabfall über den Emitterwiderständen des Längsreglers wird auch zur Stromanzeige verwendet. Der Spannungsteiler R22/R23 reduziert den Spannungsabfall von ca. 100mV/Ampere für größere Stromstärken. Die gezeigte Dimensionierung reduziert einen Spannungsabfall von max. 800mV bei 8A Ausgangsstrom auf ca. 190mV. Die Spannungsanzeige mit dem ICL7107 ist auf max. 200mV ausgelegt.
(2) Spannungsregelung IC1b
Die Spannungsregelung ist nur dann aktiv, solange der entnommene Strom geringer als der für die Stromregelung gewählte Maximalstrom ist.
Hier bekommt der nicht invertierende Eingang von IC1b die Messfunktion für die Ausgangsspannung. Diese wird an der negativen Ausgangsbuchse, Anschlusspunkt 25, abgegriffen. Der invertierende Eingang liegt über R28 an Vref GND, somit an der positiven Ausgangsbuchse. Die Dioden D3 und D4 begrenzen die an den Eingängen von IC1b liegende Spannungsdifferenz.
Die dem nicht invertierenden Eingang von IC1b zugeführte Spannung ergibt sich aus dem Spannungs-teiler P4 sowie R30 bis R32 und P3. Das Einstellpoti P4 liegt an der negativen Ausgangsbuchse. Der zweite Teil des Spannungsteilers liegt am Trimmer P3, mit dem eine Spannung zwischen +Vref und der positiven Ausgangsbuchse einstellbar ist. Dieser Trimmer bestimmt die maximal einstellbare Ausgangsspannung.
Betrachten wir den invertierenden Eingang von IC1b als Bezugspunkt. Er liegt an Vref GND, verbunden mit der positiven Ausgangsbuchse. Entsprechend der mit P4 eingestellten Ausgangsspannung ist die Spannung am nicht invertierenden Eingang immer negativer als am invertierenden Eingang. IC1b erzeugt daher eine negative Ausgangsspannung, wodurch die nun leitende und leuchtende LED3 einen Teil des Steuerstroms für den Längsregler abzieht.
Erhöht sich die Ausgangsspannung über den eingestellten Wert, wird also die negative Ausgangsbuchse negativer, so wird auch die Spannung am invertierenden Eingang von IC1b negativer. In der Folge wird der Ausgang von IC1b weiter negativ und zieht durch LED2 einen weiteren Teil des Steuerstroms ab. Der Längsregler wird zugesteuert, bis sich wieder das eingestellte Gleichgewicht an den Eingängen von IC1b einstellt.
Der Spannungsteiler an P3, R30 bis R32, ist an die Ausgangsspannung anzupassen, Anhaltswerte nach [1]:
Spannung | R30 | R31 | R32 |
15V | 12k | 68k | 18k |
20V | 10k | 47k | 12k |
30V | 6k8 | 33k | 8k2 |
40V | 4k7 | 33k | 5k6 |
(3) Übertemperatursicherung IC2
Die Temperatur im Kühlkörper des Längsreglers misst der PTC R39. Er wird in eine Bohrung im Kühlkörper gesteckt. Der invertierende Eingang von IC1 liegt über den Spannungsteiler R37/R38 fix auf ca. 2,5V. Mit Erwärmung des Kühlkörpers erhöht sich den Wert von R39, so dass bei einer bestimmten Temperatur die Spannung am nicht invertierenden Eingang die am invertierenden übersteigt. Damit wird der Ausgang von IC2 positiv, lässt LED3 leuchten und steuert T5 durch, der nun den Basis-Steuerstrom des Längsreglers ableitet, womit dieser sperrt.
In Abb. 1.2 sind einige Widerstandskombinationen der R12-Reihe für verschiedene Temperatur-schwellen angegeben. Diese wurden anhand des Datenblattes des KTY81-121 ermittelt und sind daher nur grobe Richtwerte. Getestet wurde die Temperatursicherung bislang nicht.
(4) Einschaltverzögerung
Im ursprünglichen ELV-Konzept hat das Netzteil die unangenehme Eigenschaft, mit dem Einschalten eine Spannungsspitze zu erzeugen, die eine angeschlossene Elektronik gefährden kann. Deshalb wurde eine simple Einschaltverzögerung mit T6 zugefügt. Mit dem Einschalten lädt sich C25 auf, wodurch für eine kurze Zeit, ca. 0,5 sec, T6 durchschaltet. Die Wirkung ist die gleiche wie bei der Übertemperatur-sicherung.
Soweit mit dem Scope beobachtbar ist, schwingt die Ausgangsspannung beim Einschalten immer noch ein wenig über.
Eine wirklich sichere Einschaltverzögerung schaltet die Ausgangsspannung erst nach einer bestimmten Einlaufzeit mit einem Leistungsrelais an die Ausgangsbuchse.
Abb. 1.3: Einschaltverzögerung mit Relais.
Erst wenn der Elko über den 180k-Widerstand ausreichend aufgeladen ist, schaltet der Transistor das 12V-Leistungsrelais durch und legt damit die Ausgangsspannung an die Buchse.
1.3 7-Segmentanzeige
Einfacher ginge es schon mit käuflichen LCD-Panelmetern. Doch dafür war kein Platz auf der Frontplatte übrig. Also doch noch einmal zur Technik der 1990er Jahre mit den ICL7107, die es anscheinend nur noch in der sperrigen DIP40-Bauform gibt.
Abb. 1.4: 7-Segmentanzeige für Strom bzw. Spannung.
Die Module bieten eine Eingangsempfindlichkeit von 200mV. Die Spannungsteiler für Strom bzw. Spannung sind in Abb. 1.2 angegeben. Eine Kalibrierung ermöglicht der 10k-Trimmer P5. Der in Abb. 1.4 gezeigte Anschluss des Dezimalpunktes DP gilt für die Strommessung, also X.XX Ampere. Der Spannungsmesser hat den Dezimalpunkt in der Mitte, also Anzeige XX.X Volt.
Für ein Netzgerät bis maximal 2 Ampere könnte noch ein viertes 7-Segmentdisplay an der linken Seite zugefügt werden. Mit Verbindung der Segmente b und c an den Anschluss AB4 (Pin 19) des ICL7107 erhält man eine 3 1/2-stellige Anzeige mit maximal 1999mA ohne Dezimalpunkt oder 1.999A mit Dezimalpunkt im vierten Display.
Für C38 und C39 müssen hochwertige Folienkondensatoren eingesetzt werden, z.B. WIMA MKS-2.
Die +/-5V-Spannungsversorgung muss galvanisch von der zu messenden Spannung (+U in Abb. 1.4) getrennt sein. Dazu ist das +/-5V-Netzteil zuständig, das auch den Regler versorgt. Um die auch als Referenzspannung im Regler verwendeten +/-Vref infolge wechselnder Belastungen durch die LED nicht zu stören, haben die 7-Segmentdisplays eine eigene +5V-Versorgung, siehe Abb. 1.5.
1.4 +/-5V-Netzteil
Abb. 1.5: +/-5V-Netzteil.
Das Netzteil wird von einer eigenen Wicklung oder von einem getrennten Trafo gespeist. Der 7805 für den +5V-Zweig zur Versorgung der 7-Segmentdisplays bekommt einen kleinen U-Kühlkörper.
1.5 Transformatorumschaltung
Bei Verwendung handelsüblicher Leistungstransformatoren ist es zur Begrenzung der im Längsregler abzuführenden Verlustleistung sinnvoll, einen solchen mit zwei Wicklungen bzw. Mittenanzapfung zu verwenden. Je nach abzugebender Spannung speisen beide Wicklungen in Serie oder nur eine Wicklung das Netzgerät.
Abb. 1.6: Trafo-Umschaltung 15/30V.
Der Anschluss erfolgt an den Ausgangsbuchsen +Uaus und -Uaus des Netzgerätes, Anschlusspunkte 24/25 in Abb. 1.2. Ein 12V-Leistungsrelais schaltet mit den verfügbaren +/-5V noch zuverlässig. Wahlweise auch Anschluss an GND und der unstabilisierten Spannung im 5V-Netzteil wie in Abb. 1.3. Eine Kontaktbelastbarkeit von 8 bis 10A ist sicher nicht übertrieben. Mit dem Trimmer wird der Umschaltpunkt eingestellt. Bei kleineren Schaltspannungen ist der 100k-Widerstand zu verringern.
« Labornetzgerät 28V/4A | TOP | » 2 Realisierung |